"Saranghanda, Saranghaji Anneunda"Come Rain, Come shine: Große Gefühle ohne viele WorteDer Song "Come rain or come shine" von Ray Charles war die Inspiration, die Regisseur Yoon-ki Lee auf die Idee für seinen Filmtitel gebracht hat. Auch wenn das Leben gerade schwierig sei, gebe es doch immer auch glückliche Momente, so Lee - ein Grundgedanke, der die zum Teil schwere Atmosphäre in seinem Film durchbrechen soll.
Die Low-Budget-Produktion erzählt die letzten gemeinsamen Stunden eines jungen Paares, dass sich am nächsten Tag trennen wird. Nach fünf Jahren Ehe eröffnet die Frau ihrem Mann, dass sie ihn und die gemeinsame Wohnung verlässt, wegen eines anderen.
Der Film dokumentiert ihren Abschied voneinander und ihrer Beziehung - in zum Teil fast schmerzhaft minimalistischen Dialogen und einer extrem zurückgenommenen Gefühlssprache. Weil Yoon-ki Lee nur den letzten Tag vor der Trennung zeigt, gibt es auch nur wenige Szenenwechsel und Drehorte - im Auto, im gemeinsamen Haus und in dessen Nachbarschaft. Auffällig ist auch, dass Yoon-ki Lee völlig auf Szenenmusik verzichtet. "Die wichtigste Geräuschkulisse ist der prasselnde Regen, der die ganze Zeit präsent ist," erklärte der Regisseur bei der Vorstellung des Films. "Seine Stärke ändert sich ständig und ist der Gefühlslage der Figuren angepasst. Für mich ist das der Soundtrack des Films."
Reduzierter emotionaler AusdruckYoon-ki Lees Trennungsgeschichte ist geprägt von dem maximal reduzierten emotionalen Ausdruck seiner Hauptfiguren. Gefühle werden in "Saranghanda, Saranghaji Anneunda" fast immer nur indirekt ausgedrückt - eine Herausforderung für die Schauspieler. "Es wäre leichter gewesen, einfach zu weinen oder zu schreien, um den Gefühlen in so einer Situation Ausdruck zu verleihen," sagt Darstellerin Soo-jung Lim. "Andererseits war es eine große Chance, eine solche Rolle spielen zu dürfen - immer etwas sagen zu wollen, aber nicht zu dürfen. Diese Erfahrung hat mich in der Tiefe meiner Ausdrucksweise weiter gebracht.
Lim und ihr Filmpartner Bin Hyun sind sich einig, dass "Saranghanda, Saranghaji Anneunda" ein besonderer Film ist - trotz oder vielleicht auch wegen seines kleinen Budgets. Deshalb habe keiner von beiden lange überlegen müssen, ob sie Yoon-ki Lees Angebot annehmen sollten. "Ich mochte das Drehbuch sofort," erinnert sich Soo-jung Lim. "Außerdem wollte ich schon immer einmal mit Yoon-ki Lee als Regisseur zusammenarbeiten." Auch ihr Kollege Bin Hyun war von Anfang an vom Drehbuch fasziniert: "Ich war sofort gefesselt. Ich hatte das Gefühl, ich lese ein Tagebuch."
"Wir brauchen auch ruhige Filme"Dass sein Film möglicherweise schwierig für das Publikum sein könnte, ist Regisseur Yoon-ki Lee bewusst: "Es ist sicher kein 'populärer' Film in dem Sinne. Ich hoffe natürlich, dass er trotzdem viele Zuschauer findet. Aber es ist schwer, die Reaktion des Publikums vorauszusehen."
Zumindest in seinen beiden Hauptdarstellern hat Yoon-ki Lee jedoch große Fans gefunden - beide sind von der besonderen Qualität des Films beeindruckt. "Ich wünschte, es gäbe mehr gute, hochwertige Filme in Korea," so Schauspielerin Soo-jung Lim, die in Asien und Korea bereits sehr bekannt ist und auch in großen Produktionen mitspielt. "Deshalb unterstütze ich auch gern Projekte wie dieses." Schauspielkollege Bin Hyun pflichtete ihr bei: "Es gibt so viele schnelllebige Filminhalte - wir brauchen auch ruhige Filme, die emotional in die Tiefe gehen."
Für Yoon-ki Lee ist die 61. Berlinale übrigens nicht seine erste: Er hat in den vergangenen Jahren bereits drei seiner Filme in der Sektion "Forum" vorgestellt. Jetzt im Wettbewerb dabei zu sein, bedeute für ihn vor allem, dass er eine neue Plattform bekommt, um seinen Film vorzustellen: "Ich sehe zum ersten Mal so viele Menschen auf einer Pressekonferenz," gab er zu. "Für mich als Filmemacher ist das natürlich sehr positiv und aufregend - selbst wenn man dann vielleicht auch mehr Kritik ausgesetzt ist."
Doris Hellpoldt / Berlinalesource: rbb
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